Andreas

Sehr Gut – Haidehof

Es ist einer dieser Tage im September, die nicht schöner sein könnten. Am Morgen hat es noch leicht geregnet und den Nachmittag über kämpft sich die Sonne ihren weg durch die Wolkendecke und erfreut nicht nur mich, sondern wahrscheinlich auch den Rest von Hamburg, bis in das letzte Eckchen, um genau zu sein bis nach Wedel.

Schon allein der Weg dahin macht Freude. Vorbei an alten Villen, die hinter hohen Hecken und Bäumen versteckt sind. Vorbei an Feldern mit glücklichen Rinder und scheinbar endlosen Weiden.

Empfangen werde ich von Andreas Brandt, Gesellschafter und Pächter des Ackers mit dem interessanten Namen: Forest Garden. Ein großer, drahtig wirkenden Mann mit kräftigem Händedruck. Bei Andreas weiß man sofort was man an ihm hat. Obwohl er einen ganzen Kopf größer ist als ich, begegnen wir uns auf Augenhöhe.

Wir schlendern sofort los und fangen an uns zu unterhalten. Dabei kommen wir nicht umhin ein paar Blaubeeren vom Strauch zu nehmen und zu naschen. Anders, als ich es aus meiner Kindheit kenne, sind die Felder hier auf dem Acker nicht in lange Reihen und sortenrein angeordnet, sondern in 3 x 100 qm² große Kreise mit verschieden Sorten Kräutern, Stauden und Gemüse sortiert.

Die Technik

Eigentlich ganz einfach: Dadurch, dass der Acker sehr nahe am Waldrand liegt, schafft Andreas es eine aktive Symbiose zwischen dem Wald und den kompostverstärkten Hügelbeeten zu schaffen. Die sogenannte „Permakultur“ befasst sich damit, dass für die verschieden Vegetationschichten innerhalb der Kreise eine optimale Lichtausbeute gewährleistet ist und die Pflanzen so sehr produktiv wachsen können.

Bewusstsein schaffen

Seit 2017 wird hier bei jedem Wind und Wetter daran gearbeitet das ausgewählte Lebensmittel in die richtigen Küchen kommen. Es geht Andreas nicht nur darum, dass er die Spitzengastronomie beliefert, sondern vielmehr darum nachhaltig zu arbeiten und die Menschen mit seiner Arbeit zu erreichen. Es kommt nicht selten vor, dass Schulklassen aus Wedel vorbeikommen und sich Gemüse, Beeren oder Kräuter selber ernten. Das ist eine sehr schöne Idee und ich finde der erste Schritt in die richtige Richtung.

Und es stimmt wohl, dass wir uns viel zu wenig Gedanken machen woher die Lebensmittel kommen, und uns und unsere Jugend nicht genügend dafür sensibilisieren.


Das Bewusstsein für die Lebensmittel zu schaffen ist eines meiner Ziele.

Andreas Brandt über seine Motivation

Nachhaltigkeit

Alle reden darüber, dass man nachhaltig arbeiten soll aber die wenigsten verstehen es so wie Andreas und sein Team. Reste gibt es hier nämlich keine, ganz nach dem „No Waste“ Prinzip. Entweder werden die „Reste“ an die Schweine und Hühner verfüttert oder kompostiert. Mit dem Kompost wird dann nämlich nächstes Jahr weiter gearbeitet. Den Acker schmücken zudem sehr viele Zierstauden, damit die fünf angesiedelten Bienenvölker auch genügend Blüten haben um daraus später leckeren Honig herzustellen.

Gedanken

Während wir so über die 1,2 Hektar große Fläche spazieren probieren wir immer mal wieder die verschiedensten Sachen. Frische Erbsen zum Beispiel oder Gurken mit Blüte. Es fällt auf, dass die Lebensmittel in keinem Verhältnis zu den Sachen aus dem Supermarkt stehen. Frisch geerntet, durch die eigene Hand. Knackig frisch und sie schmecken auch noch so wie sie sollten. Eine Tomate in dieser Qualität und mit so einem Geschmack findet man schwer im Supermarkt.

Aber eine Sache habe ich an diesem Nachmittag nicht geschafft zu probieren.

Artischocken.

Der Boden ist nämlich so kräftig und nährstoffreich, dass hier sogar bei Andreas in seinem Forest Garden in Hamburg Artischocken wachsen. Wahrscheinlich die einzigen so nah an Hamburgs feinsten Küchen: Ein hoch auf die Permakultur.

Ich hab mir mal ein paar eingepackt und während ich an den Villen vorbei fahre, denke ich darüber nach, wie ich sie heute Abend zubereiten werde.

Andreas Brandt

Gut Haidehof, Wedel, Hamburg

Forest Garden

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